In den vergangenen drei Blog-Beiträgen habe ich festgestellt, dass sich Scrum Master wirtschaftlich nicht rechnen und dauerhaft mit den Aufgaben als Scrum Master häufig nicht zufrieden sind, dass die eigentliche Aufgabe die kontinuierliche Verbesserung der Zusammenarbeit ist und dass die Erwartungen an die Rolle zu hoch sind. Gleichzeitig halte ich an agilen Methoden fest und bin überzeugt, dass Scrum ein gutes Werkzeug ist. Wie aber kann man dann die Rolle des Scrum Masters in einer Organisation neu denken?
Disclaimer: Coach = Trainer
In Deutschland versteht man unter einem Coach in der Regel jemanden, der dem Coachee dabei hilft, unbeeinflusst seine ganz eigene Lösung zu finden. Als coachender Scrum Master oder Agile Coach, als Facilitator für das Team gibt es immer wieder Themen, die der Facilitator als Experte für Team-Strukturen, -Prozesse und Zusammenarbeit in eine bestimmte Richtung lenken sollte. Also ist er eher ein Trainer, als ein Coach – üblich ist aber der Begriff Coach, also verwende ich den Begriff weiter in dem Verständnis, dass ich damit eigentlich einen Trainer meine.
Agile Collaboration Coach
Das Framework Scrum unterstützt Menschen bei der Zusammenarbeit auf Basis agiler Werte unter Berücksichtigung agiler Prinzipien. Es bleibt dabei als Framework ein Werkzeug. Zu wissen, wie dieses Werkzeug bedient wird und das auch anderen erklären zu können ist nur so lange wichtig, so lange es genutzt wird. Die Scrum Regeln selbst sind dabei so ausgesprochen einfach, dass sie auf einen Bierdeckel passen, auch wenn natürlich das “Regeln kennen” und “Scrum können” noch unterschiedliche Dinge sind.
Im Blog-Beitrag “Die relevante Aufgabe des Scrum Masters” habe ich festgestellt, dass ein Scrum Master neben der Team-Unterstützung bei der richtigen Anwendung von Scrum noch relevantere Aufgaben hat: Unterstützung bei einer kontinuierlichen Verbesserung der Zusammenarbeit. Das bezieht explizit die Umgebung des Teams mit ein, die möglicherweise gar nicht nach Scrum arbeitet. Wir brauchen also nicht unbedingt Scrum Master, sondern Collaboration Master. Um mit Überraschungen umgehen zu können, arbeiten wir agil, brauchen also Agile Collaboration Master. Und da es nicht nur um “Meister” geht, sondern auch um die Aufgaben des “Schulungsleiters” oder “Trainers” wäre die Person, die wir brauchen, ein Agile Collaboration Trainer Coach.
Differenzierte Unterstützung durch Experten
Zusammenarbeit zeigt sich auf unterschiedlichsten Ebenen. Das hängt mit Kommunikation, mit Verständnis, mit Werten, aber auch mit Tools, Techniken und Praktiken zusammen. Gut wäre es, wenn das an der Wertschöpfung ausgerichtete Team Unterstützung von genau den Spezialisten bekommt, die zu den aktuellen Herausforderungen passen.
Wenn das Team technische Herausforderungen hat, könnte ein Agile Collaboration Coach mit starkem technischen Verständnis unterstützen. Wenn es um Konflikte geht, wäre einer mit Stärken im Konfliktmanagement hilfreich. Muss ein schwieriges Meeting moderiert werden, hilft der Profi für Moderationstechniken. Ich denke die Grundidee ist klar. Dabei geht es nicht um einen täglichen Wechsel der Agile Collaboration Coaches, weil auch Team und Coaches zueinander finden müssen. Gleichzeitig muss der Coach nicht alles können. Das Team braucht den Coach, der für die großen Herausforderungen am Besten passt. Das gilt es zwischen Management, Coaches und Team herauszufinden und bei Bedarf immer wieder anzupassen. Für spezielle Themen oder Phasen eines Teams kann und sollte der Agile Collaboration Coach wechseln und/oder sich Hilfe bei Kollegen holen können.
Kollegiale Fallberatung im Coaching-Team
Zusammenarbeit von Menschen in Teams ist in hohem Maße komplex. Für den Umgang mit Komplexität ist Erfahrung und Kreativität unbedingt erforderlich. Erfahrung entsteht durch Zeit und Reflektion. Kreativität entsteht in der Zusammenarbeit in Teams. Das Ziel und damit der Fokus der Wertschöpfungsteams ist es, Wert zu schaffen. Neben dem Einsatz als Agile Collaboration Coach für ein solches Team sollten sich die Coaches selbst als eigenes kreatives Team organisieren, um sich gegenseitig zu unterstützen, Ideen und Maßnahmen zu entwickeln und gemeinsam in Abstimmung mit Teams und Management als Servant Leader den besten Service für die wertschöpfenden Teams und die Organisation zu bieten.
Dieses Support-Team stellt die Agile Collaboration Coaches in Teams zur Verfügung und unterstützt als Team die Organisation bei der agilen Transition, die notwenig wird, um aus dem Einsatz von agilen Methoden auf Ebene der wertschöpfenden Teams größten Nutzen zu ziehen. Trainings für das Unternehmen, Beratung bei der Veränderung von Organisationsstrukturen, Aufbau eines Qualitätsverständnisses und durch den Einsatz Einfluss nehmend auf die Kultur des Unternehmens.
Die Lösung: ein Facilitator-Team
Ein Scrum Master ein Team ist keine dauerhafte Lösung. Besser ist der Aufbau eines Facilitator-Teams zum Beispiel bestehend aus Moderatoren, Prozess-Experten, Trainern, Lehrern und Coaches, allesamt breit aufgestellt aber mit einem individuellen Schwerpunkt. Die Mitarbeiter aus diesem Facilitator-Team übergeben sich den Facilitator-Stab in der Arbeit mit den und für die Teams im Staffellauf. So können sie in Summe viel mehr bieten, als wenn einer in einem Team alles macht. Das Team kann auf Anforderungen aus der Organisation flexibel reagieren und die eigene Weiterentwicklung an den Bedürfnissen der Organisation und der einzelnen Mitarbeiter ausrichten – die utopische Idee des Superhelden in einer einzigen Scrum Master Person wird aufgelöst.
Gibt es keine dauerhafte “ein Team ein Scrum Master” Zuordnung, können die Agile Collaboration Coaches flexibel aus der Summe der Einzelfähigkeiten einen besseren Service bieten und damit mehr Wert für die gesamte Organisation erzeugen.
(Das verwendete Bild ist von tableatny – Vielen Dank!)
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