Lieber und statt aber

Kommunikation ist ein breites Feld, zu dem es unzählige Studien gibt. Viele Rhetorik-Seminare und Empfehlungen für unterschiedlichste Lebenslagen sollen Menschen dabei helfen, die Wirkung auf eigene Haltung und Mitmenschen zu beeinflussen. Dabei sind es manchmal ganz kleine Dinge, die eine große Wirkung haben können.

Bekannt ist, dass das gesprochene Wort nur einen kleinen Teil von Kommunikation ausmacht. Nach Studien des Allensbach-Instituts entfallen nur 19 Prozent auf den fachlichen Inhalt. Gestik und Mimik machen 55 Prozent, die Stimme (Klang, Tonfall und Ähnliches) 26 Prozent der Kommunikation aus. Aus diesen Gründen (und weil direkte Reaktionen möglich sind) sorgt ein persönlicher Austausch in der Regel für eine bessere (weil umfassendere) Kommunikation.

 
Bei der Kommunikation von Angesicht zu Angesicht spielt mit gut einem Fünftel das gewählte Wort dennoch eine wichtige Rolle. In der indirekten schriftlichen Kommunikation spielt die Wortwahl eine noch entscheidendere Rolle. Der fachliche Inhalt und die Wortwahl verrät viel über die Haltung und Werte des Sprechers bzw. Schreibenden.

Das Experiment

In einem Selbstexperiment habe ich in den vergangenen Monaten versucht, sehr bewusst auf meine Formulierungen zu achten und ganz konkret den Begriff “aber” durch “und” zu ersetzen, so wie ich in der Vergangenheit bewusst “Problem” durch “Herausforderung” ersetzt habe. Dabei habe ich festgestellt:

  • Am Anfang war die Veränderung für mich mit einem ständigen Re-Check des Geschriebenen verbunden und das Geschriebene fühlte sich seltsam an.
  • Es war einfacher, zunächst beim Schreiben darauf zu achten. Und in der verbalen Kommunikation folgte die Veränderung dann ohne große Mühe fast von alleine.
  • Ein Austausch von “aber” zu “und” klappt in erstaunlich vielen Fällen, ohne das Geschriebene (oder Gesagte) inhaltlich zu verändern.
  • Der Inhalt des Geschriebenen (oder Gesagten) dreht sich in meiner Wahrnehmung von abwehrend zu lösungsorientiert, von zweifelnd zu anpackend.
  • Durch die Reduktion der Verwendung von “aber” bekommt der Begriff “aber” bei Verwendung ein größeres Gewicht.
  • Meine Haltung zu den jeweiligen Inhalten verändert sich weg von Problem hin zu Herausforderung.

Natürlich verbiete ich mir selbst nicht die Verwendung von “aber”. Genau so spreche ich auch weiterhin von Problemen, wenn ich ein Thema wirklich als Problem (also als etwas, das aus meiner Sicht nicht mit adäquatem Einsatz von Mitteln gelöst werden kann) wahrnehme, auch wenn ich lieber von Herausforderungen spreche.

 
Da Worte wie Kleidung wesentliche Merkmale sind, anderen ein Bild von sich selbst zu vermitteln – das kann geistreich, modern, hilfsbereit oder auch arrogant, nachlässig, einfältig oder ganz anders sein – und da dieses Bild von anderen auf uns wieder Einfluss auf uns selbst und unsere Handlung hat, kann das Drehen an kleinen Rädchen im eigenen Sprachgebrauch, Auftreten und der Wortwahl einen sehr großen Einfluss haben.

Ganz konkret kann ich jedem empfehlen mal auszuprobieren, auf “aber” weitestgehend zu verzichten und das Wort durch “und” zu ersetzen. Über Erfahrungsaustausch zu solchen Experimenten freue ich mich.

Mehr Informationen zu Kommunikation gibt es haufenweise im Internet, zum Beispiel zu Körpersprache oder zu richtiger Wortwahl.

(Das verwendete Titelbild ist von Pierre Metivier – vielen Dank!)

2 Comments

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  1. Lieber Daniel,

    Es freut mich, dass Du diese Erfolge verzeichnet hast. Vielleicht hilft manchmal auch anstatt dem “aber” den Halbsatz in eine Frage umzuwandeln? Das wende ich gerne ab und zu an.

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