Wir sind gerade dabei, in einem Team die Schätzung nach Story Points einzuführen. Über die Vorteile dieser Schätzmethode gegenüber der Schätzung nach Zeit, habe ich bereits den Beitrag „Schätzen: Storypoints oder Stunden?“ verfasst. Ganz aktuell habe ich direkt erleben können, wie viel besser sich Story Points eignen, um die Aufwände eines Teams abzuschätzen.
Das betreffende Team hatte die Aufwände einer Aufgabe vor einiger Zeit auf 12 Stunden geschätzt. Nach Umstellung der Art der Schätzung auf die relative Schätzgröße Story Points wurde dieselbe Aufgabe auf 13 SP geschätzt. Nach Umrechnung der Storypoints auf Stunden in diesem Sprint ergab das eine mehr als viermal so große Schätzung (52 Stunde). Bisher hat das Team einen tatsächlichen Aufwand von 40 Stunden für diese Aufgabe erfasst und sie befindet sich im Akzeptanztest. Einen Restaufwand von 4-8 Stunden werden erwartet, um die Aufgabe endgültig abzuschließen und auszuliefern.
Das Team war sich bei der Aufgabe bei der initialen Schätzung auch nach Rückfrage sicher, dass die geschätzten 12 Stunden ausreichen würden für die abschließende Erledigung der Aufgabe. Wir haben erst zwei Mal in diesem Team nach Story Points geschätzt und schon nach dieser kurzen Zeit liegt die relative Schätzung viel näher am tatsächlichen Aufwand, als die vorherige Schätzung in Stunden.
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass die Summe der Story Points mit jeder Iteration eine verlässlichere Größe wird. Je verlässlicher die Größe ist, um so besser kann der Product Owner damit planen und auf der Basis auch Angebote an Auftraggeber schreiben – ob darin die Story Points als Größe auftauchen, oder für den Kunden eine Umrechnung auf Stunden erfolgen muss, hängt vom Auftraggeber ab.
Eine Garantie gegen Ausreißer gibt es auch hier natürlich nicht (sonst wäre eine Schätzung keine Schätzung, sondern Wissen). In Summe liegt die Schätzung nach Story Points aber näher an der Realität und reduziert das Risiko für Softwareentwicklung, für Auftraggeber und Auftragnehmer. Entsprechend kann ich nur empfehlen: Probiert ein relatives Schätzen jenseits der reinen Zeitschätzung aus – auch wenn es am Anfang nicht ganz einfach ist. Der Aufwand für die Umstellung lohnt sich.
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