Wie motiviere ich mein Team? (Teil 2)

Im August 2014 habe ich darüber geschrieben, dass sich Motivation wie ein Akku sehen lässt, der immer wieder aufgeladen werden kann. Außerdem ist Motivation etwas, das man nicht direkt auslösen kann. Man kann aber Rahmenbedingungen schaffen, die das Entstehen von Motivation begünstigen. Was kann man also als Scrum Master oder Agile Coach tun?

Die schnelle Antwort auf die Frage ist sehr einfach: Man muss im Wesentlichen nur dafür sorgen, dass alles verhindert wird, was zu einer Demotivation führt. So banal wie es klingt, so viel Wahrheit steckt darin. Menschen sind von Grund auf motiviert und werden durch eine Reihe von äußeren Rahmenbedingungen demotiviert.

In seinem Buch “Drive: Was Sie wirklich motiviert” von Daniel H. Pink beschreibt er Autonomie, Können und Sinnhaftigkeit als die drei wesentlichen Faktoren für Motivation. Ein Scrum Master muss also in erster Linie dafür sorgen, dass sein Team autonom agieren kann, dass es die Souveränität und die Fähigkeiten besitzt, die benötigten Tätigkeiten durchzuführen und dass alles, was das Team macht, für jeden Beteiligten individuell einen Sinn hat. Hierfür muss er zum einen mit dem Team arbeiten und zum Beispiel heraus bekommen, wo möglicherweise das Können noch nicht ausreichend ist, um dann mit dem Team gemeinsam daran zu arbeiten, dieses Können aufzubauen. Er muss auch mit dem Product Owner an einem groben und längerfristigen Plan arbeiten, damit der Sinn und Zweck der Arbeit immer bekannt ist. Außerdem muss er mit dem Management daran arbeiten, dass das Team die nötige Autonomie erhält, um mit hoher Motivation die benötigten Arbeiten erledigen zu können.

Wichtige Bedingungen für eine motivierende Arbeitsumgebung sind aus meiner Sicht:

Zutrauen

Der Schlüssel und die entscheidende Grundlage für eine motivierenden Arbeitsumgebung voller Autonomie ist Gegenseitig entgegengebrachtes Zutrauen. Dazu gehört auch die Freiheit, eigene Erfahrungen machen zu dürfen, um dabei zu lernen.

Stabilität und Struktur

Die größte Stütze für autonomes Handeln ist eine stabile Umgebung mit einfachen und klaren Strukturen. Alle müssen ein gleiches Verständnis von Rollen und Verantwortlichkeiten haben und gemeinsam am gleichen Ziel arbeiten. Die Rahmenbedingungen müssen bekannt sein. Grundlage dafür sind klare gemeinsame Ziele, um an einem Strang ziehen zu können und nachvollziehbare, klare, transparent getroffene Entscheidungen, um schnelle Aktionen und Reaktionen zu ermöglichen.

Hoher Gestaltungsspielraum

Wer Entscheidungen trifft, trägt die Verantwortung und umgekehrt. Autonom handelnde Mitarbeiter und Teams brauchen die Möglichkeit, selbst entscheiden zu können, wie sie ihre Aufgaben erledigen. Eingriffe in diese Autonomie zerstören schnell die eigene Motivation.

Transparenz

“Wissen ist Macht”. Um ein mächtiges Team zu bekommen, müssen alle Mitarbeiter möglichst viele Informationen gleichermaßen erhalten. Nur wenn alle den gleichen (möglichst umfassenden) Wissensstand haben, können sie gemeinsam ein Ziel verfolgen und als Einheit autonom handeln. Nur so können sie erkennen, an welchen Stellen noch Können aufgebaut werden muss und nur so können die eigenen Arbeiten mit dem größtmöglichen Sinn folgen.

Erfolge feiern

Im Team gemeinsam an Zielen zu arbeiten ist mit täglichen Anstrengungen verbunden. Um so sichtiger ist es, dass die Erreichung von (Zwischen)Zielen als Erfolg gesehen und gefeiert wird.

All diese Rahmenbedingungen unterstützen eigenverantwortliche Teamarbeit. Die Berücksichtigung dieser Punkte bedarf in der täglichen Arbeit eine hohe Aufmerksamkeit. Ein Scrum Master kann dabei helfen, die Punkte zu beachten und ein Agile Coach hilft den Beteiligten zu lernen, warum das so wichtig ist und unterstützt dabei, entsprechende Rahmenbedingungen für dieses Lernen aufzubauen.

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